Wohnort unbekannt

 „... wie die Bedürfnisse, Gefühle, die Kultur, das Wissen und überhaupt
alle Kräfte des Menschen als Ware in die Produktionsordnung eingehen
genauso werden heute alle Wünsche, Entwürfe, Ansprüche, Forderungen,
alle Leidenschaften und Beziehungen zu Zeichen und Objekten abstrahiert
oder materalisiert um gekauft und konsumiert zu werden...“

(Jean Baudrillard, Das System der Dinge)

Die Objekte machen sich selbstständig – sie bilden ein eigenes,
geschlossenes Zeichensystem jenseits des Menschen und benötigen ihn
nur noch als Vermittler. Durch seinen Konsum gibt der Mensch den Objekten ihre Daseinsberechtigung. So hält er das „System der Dinge“ am Leben.

- - - - - - -

Wenn ich durch das Möbelhaus gehe, so bin ich auf der Suche nach einem Ort,
in dem ich leben werde, in dem sich mein Leben vollziehen kann, in dem ich wohne. Die Gegenstände gaukeln mir diese Möglichkeit vor, die Zeichen locken mich, indem sie wahllos anknüpfen an meine Erinnerungen, Träume und Wünsche.

- - - - - - -

- - - - - - -

Es scheint so, als würden sie meine Persönlichkeit mit Attributen bereichern.
In Wirklichkeit benötigen sie nur einen einzigen Aspekt von mir: meine Kaufkraft
mit der Bereitschaft, an den Sinn und die Bedeutung der Zeichen zu glauben.

- - - - - - -

- - - - - - -

Die Gegenstände benötigen mich, damit ich ihrem Zeichensystem durch meinen täglichen Umgang Leben einhauche. Nur so können die Dinge untereinander in Beziehung treten, ihr heimliches Gespräch führen, während sie mich an diesem Gespräch nicht teilhaben lassen. Sie geben mir nur das Gefühl, ein Teil dieser Kommunikation zu sein, um meine Illusionen aufrecht zu erhalten.

- - - - - - -

Ihre Frage spiegelt sich in meinem Gesicht.
Als Antwort glänze ich ihr leeres Licht entgegen.